GTR EVOLUTION

SimBin AB

(21.08.2008)


Spätestens mit dem September beginnt immer die Veröffentlichungsschlacht im letzten Drittel des Jahres auf dem Videospielemarkt und natürlich dürfte der mind. jährliche Autorennaufguss von SimBin auch dieses Jahr nicht fehlen. Nach dem vom Umfang her eher halbherzigen Veröffentlichungen von "Race - The WTCC Game" (24.11.2006) und "Race 07" (27.09.2007) reizte mich "GTR Evolution" inkl. "Race 07" schon sehr, aber die 50 € bei Amazon oder Saturn wollte ich nicht strecken.

Zum Glück gibt es für dieses internationale Spiel aber andere Bezugsquellen. Während "Die Siedler - Aufbruch der Kulturen" tatsächlich nach über einem Monat noch nicht bei den Versandhäusern außerhalb des deutschen Sprachraums erhältlich ist, konnte ich "GTR Evolution" am Ence für 25,49 € inkl. Porto abgreifen.

Update oder Evolution

Beim Spiel selbst gilt: Der Titel ist Programm. Alle Screenshots zeigen deutlich, dass die grafischen Unterschiede von "GTR Evolution" gegenüber seinem Vorgänger "GTR 2" abseits des GUI so minimal sind, dass jemand, der beide Spiele nicht kennt, unmöglich sagen könnte, welches zwei Jahre neuer ist.

Trotzdem und gerade eben drum: Wem wie mir noch das ultraconsolige Grafikfeuerwerk "Race Driver: GRID" in den Knochen steckt und weiß, dass "Need for Speed Undercover" dieses Jahr wieder Polizeiwagengekegeln wird, der möchte die schlichte "GTR Evolution" Verpackung nur ganz doll an sein Rennspielherz drücken. Es ist einfach eine Freude - besonders mit Lenkrad und Pedalen - die Wagen um die Kurven zu prügeln und gegen gute, bissige Gegner um jede Position zu kämpfen - egal ob mit 200, 400 oder 600 PS.

Hausaufgaben gemacht

Im Vergleich zu früher sind manche Menüs auf den ersten Blick zwar immer noch zu umfangreich aber wesentlich aufgeräumter. Insbesondere die Boxengasse und dort das Fahrzeugsetup können nun mit weniger Mausklicks und besser geführt bewältigt werden.

Bei der eigentlichen Steuerung der Wagen hat sich SimBin wieder einmal selbst übertroffen. Sowohl virtuell im Auto als auch real am Eingabegerät bleiben keine Wünsche offen. Mittlerweile lässt sich sogar die Empfindlichkeit der Analogsticks von Gamepads in drei Zonen regeln, so dass niemand mehr befürchten muss, dass er bei 200 km/h plötzlich voll einschlägt.

Jedes Auto klingt individuell und so, wie man es von ihm erwartet. Da möchte sich der "Race Driver: GRID" Sound einfach nur noch in der Ecke verkriechen. Auch mit Sprüchen aus dem Off auf dem Niveau eines Zombies wird man nicht unnötig gebeutelt.

Problemkind Grafik

Bei der Grafik hat sich wenig geändert. Noch immer sind die Autos hübsch, die Strecken okay und die Zuschauer hässlich. Dies veranlasste schon 2006 niemanden zum Jubeln, aber mittlerweile nagt der Zahn der Zeit doch schon arg an der Grafikengine. Für 2009 wünsche ich mir, dass SimBin endlich wie versprochen mit einer neuen Engine an den Start geht.

Trotz schwacher Frameraten auf neueren Computern und der Tatsache, dass nunmehr lediglich Shader 3 Grafikkarten unterstützt werden, bewahrt die Möglichkeit die Grafik individuell dem jeweiligen Computer anzupassen die Wertung vor dem Totalabsturz. Bei niedrigen Texturdetails haben auch Grafikkarten mit lediglich 128 MB Videoram - was unter den offiziellen Systemvoraussetzungen liegt - keine Probleme mit einer flüssigen Darstellung.

Der integrierte Performance Monitor, der Neulingen eine automatische Anpassung der grafischen Details ermöglichen soll, tut seinen Dienst leider mehr schlecht als recht, da zwischen dem Anspruch an die Hardware bei Strecken wie z. B. Valencia und der Nordschleife Welten liegen.

Einfach mal so losspielen?

Nach wie vor liegt der Schwerpunkt der Spielserie klar auf Simulation, was bedeutet, dass man auch bei dem als Einstieg oder Spielmodus für die Mittagspause angepriesenen R-CADE Extreme ganz ohne Setup und Qualitfying als Neuling keinen Blumentopf gewinnen kann. Meine Testperson Evil Jens, der sich bisher nur auf Konsolen mit Autos vergnügt hatte, knallte jedenfalls nur so von einer Streckenbegrenzung in die nächste, dass es für mich eine wahre Freude war. Beim Kontrollversuch mit "Race Driver: GRID" fuhr er sofort mit um den Sieg.

Insgesamt ist "GTR Evolution" aufgrund seiner teils sehr verschiedenen zwölf Fahrzeugklasse und 19 Strecken, von denen sich viele einfach interessanter fahren als in "GTR 2", eine rundere Sache als zuvor. Gefällt einem persönlich eine Klasse nicht, so fährt man eben eine andere.

Die Anleitung erklärt zwar sehr gut, was welcher Menüpunkt innerhalb des Spiels bewirkt, über das eigentliche Autofahren und die Veränderungen an den Wagen schweigt es sich jedoch komplett aus. Anstatt einer Fahrschule gibt es diesmal nur sieben gut gemeinte Anfängertipps. In meinen Augen ist das klar zu wenig, um neue Fans gewinnen zu können.

Kein echter Karrieremodus

Nun kann man nicht gerade sagen, dass mich der Karrieremodus von "Race Driver: GRID" oder auch "GT Legends" (2005) im Vergleich zum anbetungswürdigen "TOCA Race Driver" (2003) und "TOCA Race Driver 2" (2004) vom Hocker gehauen hätte, aber wenigstens gab es überhaupt einen. Hier gibt es nur eine Meisterschaft, wie es sie schon in Geoff Crammonds "Formula One Grand Prix" (1991) gab. Sehr schade!

Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad (nur mit Lenkrad zu empfehlen) fahren sich die Autos ähnlich schwierig wie ihre realen Vorbilder. Wer sich einige Runden abgeschwitzt hat und immer noch beschissene Rundenzeiten fährt, hat anschließend ungleich größeren Respekt vor echten Rennfahrern.

Fazit:

"GTR Evolution" schickt "GTR 2" für mich in den verdienten Ruhestand. Auf Dauer wird sich dieser Teil der Serie wieder als das perfekte Spiel für zwischendurch erweisen. Zwischendurch (max. zwei Stunden) deshalb, weil man dafür trainieren müsste die erforderliche Konzentration mehrere Stunden wirklich halten zu können.

Ein Hardcore Produkt für Hardcore Spieler also? Jawohl. Und man ist gehalten zu sagen: Trotz der hohen Veröffentlichungsfrequenz von SimBin wurde es hierfür schon wieder Zeit, denn selbst die besten Arcade Racer bringen es in ihrer jetzigen Form einfach nicht. Wer schnelle Erfolge will, hat eben auch bald alle Erfolge gehabt, denn noch haben Arcade Racer (zum Glück) keinen Raidkontent. Aber vielleicht wird ja im nächsten Jahr überraschend "World of Need for Speed" angekündigt (frei ab sechs Jahren, da entgegen dem Titel keine Drogen vorkommen).



  POSITIV:
  - perfekte Steuerung
  - viele Fahrzeugklassen
  - satter Motorensound


  NEGATIV:
  - altbackende Grafik
  - nichts für Einsteiger
  - keine Karriere