TALES OF THE ABYSS

Namco Tales Studio

(25.11.2011)


Nachdem ich mit "Tales of Xillia" (2013), "Tales of Graces f" (2012) und "Tales of Vesperia" (2009) auf den großen Konsolen ganz überwiegend Spaß hatte, griff ich etwas überrascht über seine bloße Existenz zum PS2 Port "Tales of the Abyss" für die 3DS Plattform.

Vermutlich ist das Spiel auf dem 3DS in Deutschland so unbekannt, weil es anders als die anderen Spiele der Tales-Reihe lediglich komplett in Englisch vorliegt, was beim eher jüngeren Handheld-Publikum noch etwas schlechter ankommt als bei den älteren Fans der regelmäßig grottenschlechten deutschen Übersetzungen. - Dachte ich jedenfalls erst einmal...

Kinder an die Macht!

Wer die anderen Tales-Spiele kennt, findet bei "Tales of the Abyss" zunächst keine Überraschungen vor - jedenfalls nicht in positiver Hinsicht. Der eigene Charakter Luke ist gerade einmal 17 Jahre alt, Tear, Kampfmaschine der Kirchenpolizei, ist 16 und der Leibwächter des Papstes der Spielwelt ist 13. Blöder geht es nicht. Und was diese Leute und ihre wenig älteren Mitstreiter (inkl. einem Einstein und Mengele in Personalunion und einer Prinzessin) alles schon erlebt haben wollen, bevor die Geschichte des Spiels überhaupt beginnt, ist sensationell überladen und würde allein drei Romane füllen.

Trotzdem, die Charaktere haben was, nur ein NPC ist unschlagbar dämlich und unerträglich. Asch the Bloody (welch treffender Name) sollte wie üblich dringend von einem richtig guten Psychiater vom Jammerlappensyndrom geheilt werden, damit er mit meiner 6er Gruppe einfach zusammenarbeiten kann und ich ihm nicht das halbe Spiel hinterreisen muss, denn ich habe überhaupt keine Lust, gerade ihm hinterher zu reisen.

Zunächst alles im grünen Bereich

"Tales of the Abyss" hat abgesehen von der grottenlangweiligen Überlandkarte die beste Grafik, die ich bisher auf der 3DS Plattform selbst live gesehen habe, und im Gegensatz zur kürzlich erschienende HD Neuauflage "Tales of Symphonia Chronicles" (2014) auch einen angenehm realistischen Grafikstil. Und die Musik - unglaublich gut. Ich empfehle wenigstens einmal richtig gute Kopfhörer anzuschließen, denn die Bassläufe sind auf den Standardlautsprecher unhörbar. Auch die Sprecher machen einen super Job, leider ist das Spiel nicht vollvertont.

Das Kampfsystem ist noch relativ nah am 2005er Original und daher simpel und unglücklicherweise dauert es ungefähr bis Charakterlevel 50, bis endlich mal die dicken Zauber ausgepackt werden, die den Manaverbrauch auch wert sind. Vorher gibt es immer wieder Fähigkeiten, die mir einfach nicht einleuchten wollen, wie etwa ein Schlag, der Standardgegner zu Boden wirft und wenn ich den Gegner am Boden dann angreife, mache ich nur 1/5 des normalen Schadens. Und auch wenn Ausrüstung und besonders das Crafting komplett verschenkt sind, sah "Tales of the Abyss" 20 Stunden lang nach einem guten Spiel aus.

Alles kaputt

Doch danach spielt das alles keine große Rolle mehr, denn "Tales of the Abyss" hört fast komplett auf ein Spiel zu sein und wird zu einem schlechten interaktiven Comic, weil es ja auch noch die drei Romane an Hintergrundinformationen und Dutzende Verwicklungen unterbringen muss. Ergebnis davon ist, dass ich von A nach B reise, um dort eine Unterhaltung zu führen. Dann reise ich gleich wieder ab, nur um am Zielort wieder eine Unterhaltung zu führen, gehe in eine Höhle, um dort die nächste Unterhaltung zu führen, besiege in der nächsten Höhle im ersten Versuch den Bossgegner zwischen zwei Gesprächen, und immer so weiter bis ich den ganzen Abspann lang labern kann.

Okay, das mit dem Abspann weiß ich nicht, denn solange habe ich nicht geschafft durchzuhalten. Ich habe es echt versucht, weil ich mir dachte, irgendwann fängt sich das Spiel wieder oder jetzt muss es doch bald mal wenigstens vorbei sein, aber nach 45 Stunden Gesamtspielzeit ging es nicht mehr. Ich habe entnervt hingeschmissen!!! "Tales of the Abyss" ist in Sachen Balance definitiv das schlechteste Spiel, dass ich persönlich jemals gespielt habe - und das mit Abstand.

Fazit:

Ich sitze hier nach 25 Stunden fast durchgehender Folter völlig erschlagen und kann es immer noch nicht fassen, dass ein Spiel, das eigentlich alle Zutaten auf der Pfanne hatte, in einem derartig aufwendigen Gewaltakt versenkt wurde, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Ich weiß auch nicht, wie ich das Spiel anders hätte spielen sollen, als stur der Geschichte zu folgen, denn es gibt keine anderen Aspekte - oder falls es tatsächlich welche geben sollte, hätte ich sie zumindest vorher im Internet ermitteln müssen.

Und selbst wenn ich jetzt auf "schwer" gespielt hätte und mir noch ein paar Extralevel hätte ergrinden müssen - ich bin sowieso schon eine Zeit lang in jeden Kampf reingerannt, weil ich das Gelaber nicht mehr ertragen habe - wäre der Gesamteindruck auch nicht wirklich besser geworden. Hallo, Namco Tales Studio, ich hätte da mal eine Frage: WTF?!?



  POSITIV:
  - bockstarke 3DS Grafik
  - Wahnsinnsmusik


  NEGATIV:
  - statt Spiel nur Gelaber