GUILD WARS
Platinum Edition

ArenaNet

(31.08.2007)


Nachdem sich "Hellgate: London" ja leider nicht als der Überflieger entpuppte und ich den "World of Warcraft" Account gekündigt hatte, beschloss ich den anderen Ex-Blizzard Mitarbeitern von ArenaNet und ihrem lange von mir ignorierten, gebührenfreiem Massive Multiplayer Onlinespiel "Guild Wars" mit seinen mittlerweile vier Kampagnen eine Chance zu geben.

Unabhängig von mir beschloss Neume das auch - nur leider bestellte ich mir "Prophecies" inkl. der Expansion "Eye of the North", während er sich ein paar Tage früher für "Factions" entschieden hatte, was bedeutet, dass wir nicht zusammenspielen können.
Da er mit seinem Kauf aber nicht besonders glücklich war, liess er mich mal Probespielen...
Also fix einen Charakter (Waldläufer) erstellt und los!

Everquest kein Vorbild

Und ich war auch erstmal nicht besonders glücklich. Klar hatte ich noch die Aussage von ArenaNet zum Split mit Blizzard im Ohr: "Wir wollten nicht einfach nur das bessere "Everquest" machen", aber bezüglich der Bedienung fragte ich mich in den ersten Minuten wirklich, ob dies in der Art und Weise gedeutet werden muss, dass man auf Teufel komm raus das schlechtere "Everquest" machen wollte.

Das einzelne Tasten anders als bei "World of Warcraft" belegt sind - geschenkt und schnell zu ändern, falls man nicht umlernen will - aber die Kameraführung, die während des automatischen Laufens kein Umsehen erlaubt, bereitete mir größere Probleme. Ah, wenn ich mich per Mausklick bewege, dann kann ich mich umsehen... na das macht ja viel Sinn.

Aufgezwungendes Tutorial

Okay, wo war ich denn hier... musste wohl so eine Art Tutorial sein, konnte ich dem irgendwie entgehen? Hmm, anscheinend nicht. Durchhalten...
Ein paar Minuten später dürfte ich ins Kloster und wieder selbst denken, also her mit der ersten Quest. Aha, draußen vor den Toren ging es weiter, was läd das Ding nur andauernd Dateien aus dem Internet nach...

Es war Zeit, dem erstbesten Vieh mal die Schuppen zu polieren. Hmm, also [Tab] wählt ja sehr großzügig auch weit entfernte Ziele im Rücken aus. Und - ZONK - da hatte ich auch schon die zweite Gruppe am Hals, gut, dass die anderen schon fast down waren. SIEG! Schade, hatten nichts von Wert dabei.

Nun zur Quest: Das Questziel war netterweise auf der Karte markiert und die Gegner auf dem Weg dorthin konnte ich gut umlaufen...

Mitten in die Fresse rein!

Zwar konnte ich mich aufgrund der praktischen Karte nicht verirren, nur leider verrät das Questlog nicht, wie schwer welche Quest ist. Auf einmal stand ich mit meinem frisch gezähmten Tiger vor einem Level 10 Gegner. Da ich nur Level 3 war, flogen meine Beißerchen über den ganzen Bildschirm. Zum Glück ist der Tod keine dauerhafte Sache, wenige Sekunden später stand ich an einem nahen Schrein durch einen Moralmalus leicht geschwächt wieder auf.

Zu meinem Pech war der Schrein sogar so nah dran, dass Mr. Level 10 sich mich gleich wieder zur Brust nahm und mich erneut in die ewigen Jagdgründe schickte.
Und erneut, und erneut...
Ich Dussel, warum zieh ich denn auch allein los? Also sprang ich zurück ins Kloster und schaute, ob sich nicht jemand mit mir zusammenschließen wollte. Wie funktioniert das wohl hier mit der Gruppensuche?

Mitspieler gesucht, aber nicht gefunden

Auch wenn die Funktionalität schnell zu durchschauen ist, so war die Enttäuschung groß. Nur eine einzige Person suchte Anschluss - und das in einer Sprache, die mir trotz lateinischer Buchstaben so fremd war, dass ich sie nicht einmal erkennen konnte. Das vergessen wir besser mal. Vielleicht hatte ja einer der Umstehenden Lust. Wie wäre es z. B. mit... hieß der da eben "Gang Bang Bernd"? Oh Schreck, die haben ja selten beschissene Namen hier. Und ich dachte schon, die WarCraftler wären ein mächtig uninspirierter Haufen von nicht nur ganz vereinzelten gehirnfaulen Kellerkindern.

20 Minuten später hatte ich zwar schon eine handvoll aufdringlicher Gildenrekrutierer abgewimmelt, aber nicht einen einzigen Mitspieler gefunden. Ich war versucht im Chat: "Ey, habe ich Scheiße im Gesicht", zu schreiben. Zum Glück (und in weiser Voraussicht) gibt es die Möglichkeit auch einfach mit NPCs loszuziehen, die in allen Charakterklassen zu haben sind. Also sackte ich schnell Krieger, Mönch und Assassine ein und konnte endlich wieder losziehen.

So richtig Laune machte das aber nicht. In den allermeisten Fällen waren meine NPCs auch ohne meine Hilfe dermaßen auf Zack, dass ich mir auch die Falten aus dem Sack hätte schlagen können. Irgendwie erinnerte mich die Nummer hier fatal an "Dungeon Siege", bei dem man sich zum Sieg schnarchen konnte.

Geteiltes Leid

Tja, nun war guter Rat teuer, sollte ich mein Spiel besser einfach ungeöffnet wieder zurückgeben? Ist irgendwie nicht mein Stil. Besser gleich mal Huu alias Thanh alias Matthias alias SprayKid anfixen, damit er endlich mal was anderes als "Counterstrike Source" spielt.

Und siehe da: Mit mind. einem menschlichen Mitspieler machte das Spiel schon viel mehr Laune. Zwar bin ich in "Prophecies" im Gegensatz zu "Factions" viel öfter gestorben, aber das lag weniger daran, dass SprayKid mit dieser Art eines Computerspiels nicht so vertraut war, als vielmehr an den zahlenmäßig überlegenen Gegnergruppen mit mehreren Heilern. Verdammte Axt, wie bekomme ich nur raus, welche Quest einfach ist und welche nicht? Zwar kann ich mich an dem Gebiet orientieren, doch zwischen Gebiet 1 und 2 ist ein Sprung von Monsterlevel 3 auf 6!

Was mich an "Guild Wars" stündlich mehr beeindruckt, ist die Grafikengine. Klar fehlen die neuesten Gimmickeffekte, aber was sind die schon wert gegen die durchweg gelungene Atmosphäre der verschiedensten Landschaften und Architekturstile. Das Spiel sieht auch auf älteren Computern einfach fantastisch aus und hat selbst mit lediglich 512 MB RAM erstaunlich geringe Ladezeiten zwischen den einzelnen Instanzen.

Eine Instanz sollst Du sein!

Ja, das vergaß ich bisher zu erwähnen, "Guild Wars" ist komplett instanziert, lediglich in Städten und anderen sicheren Gebieten kann man Spieler sehen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören. Dies hat hier ganz konkrete Vor- wie Nachteile:

Vorteile:

  • Gegner und Aufgaben sind besser auf einen abgestimmt (zumind. theoretisch)
  • weniger Belästigungen durch andere Spieler

Nachteile:

  • Spielwelt wirkt weniger lebendig und real
  • keine spontane Hilfe oder Gruppenbildung
  • Anticheatmechanismus löst immer wieder Gruppe auf

Den letzten Punkt sollte ich erklären, auch weil er mich abnervt. Innerhalb der Spielwelt kann man sich jederzeit zu bereits besuchten Städten etc. teleportieren. Um zu verhindern, dass ein Level 1 Chatakter überall hinreisen kann, verlässt der Teleportierende automatisch die Gruppe und kann sich der Gruppe erst wieder anschließen, wenn er sich in der selben Stadt befindet.

Leider ist dies auch der Fall, wenn alle Gruppenmitglieder die Stadt bereits entdeckt haben. Da von jeder Stadt zur Vermeidung von Überfüllung mehrere Kopien existieren, muss man sich also besser vorher absprechen, wo man sich wiedertreffen will und dann jedes Mal neu einladen. Dies kann, wenn man wie wir immer wieder den Arsch vollbekommt und daher wegen des hohen Moralmalus die Instanz aufgeben muss, recht häufig der Fall sein.

Einmal und nie wieder!

Zum Abschluss der ersten Woche habe das erste Mal den Handelschannel benutzt - in der sicheren Erwartung, dass es wie in "World of Warcraft" schon so seine Zeit dauern wird, bis mir jemand etwas verkaufen will.
DENKSTE!!! Über 10 Leute flüsterten mich an und alle wollten sofort eine Antwort. Wie viel brauchste, wie viel zahlste, wie alt bist Du (?!?) und da ich nicht allen in drei Sekunden antworten konnte, kamen dann so viele Nachfragen, dass ich den Chat nicht mehr verfolgen konnte.

Ich habe dann im Handelschannel geschrieben, dass ich aufgebe, und mich ausgeloggt...

Da ich immer wieder belatschert wurde, ob ich nicht in eine Gilde eintreten will, habe ich einfach mal zugesagt, um weiteren Nachfragen zu entgehen. Also ehrlich, das hätte ich mir auch sparen können. Zumindest meine jetzige Gilde ist ein selten müder Haufen, in dem überhaupt nichts abgeht. Nicht einmal Fragen werden im Gildenchat beantwortet. Nach dem Gequatsche im allgemeinen Channel und den kreuzblöden Namen der anderen Gilden zu urteilen, sieht es woanders aber auch nicht besser aus.

Höher, schneller, weiter sterben!

Dann kam der große Augenblick!!! Ich schaffte es tatsächlich mich mit drei weiteren Mitspielern zu einer Gruppe zusammenzuschließen. Vielleicht hätte mich die stark voneinader abweichenden Level gleich stutzig machen sollen - ich: 7, die anderen: 9, 16 und 20 - aber man weiß es ja noch nicht besser.
Ich betrete also die Instanz und werde von einer Horde von Monstern begrüßt, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Hat aber einfache spielmechanische Gründe: Da unser Durchschnittslevel 13 war, gab's auch die passende Gegnerstärke. Der 9er und ich hauchten nach etwa drei Sekunden unser Leben aus. Der 16er hielt sich gegen die nun entstandene Übermacht auch nicht sehr lange und der 20er tötete dann alle im Alleingang.

Als dann einer der Mitspieler feststellte, man bräuchte einen Heiler, habe ich diese Idee gepriesen und mich verpisst. Der 20er sagte, ich solle mir seinen Namen merken, damit er mir später helfen kann, aber auf diese beschissene Hilfe habe ich nur zu gerne verzichtet.

Renn wohin Du willst, ich folge!

Da ich immer noch nicht herausbekommen habe, welche Quest in meinem Questlog die einfachste ist, habe ich sie einfach nach dem Motto, die mit den wenigsten Erfahrungspunkten zuerst abgearbeitet. Da Spraykid nicht zu haben war, zog ich noch einmal mit einem Mitspieler um meinen Level los. Der kündigte an, dass er nur noch für eine Quest Zeit hätte, aber ich dachte erstmal besser als nichts.

FEHLER!!! Der Heini rannte einfach ohne Sinn und Verstand durch zwei Instanzen und die Gegner hindurch bis zum Ort der Quest und tötete dort den entscheidenen Gegner, während wir kurz danach unsererseits von dem Dutzend im Schlepptau getötet wurden. 20 minutes shot, down the drain!

Von diesen Erlebnissen schwer angekotzt, zog ich also wieder mit drei NPCs im Schlepptau los. Spaßfaktor? Eher bescheiden.
Dies liegt an einer Sache, die nichts mit den NPCs zu tun hat:

Leveldesign from Hell!!!

Die Laufwege, die innerhalb der Landschaft zurückgelegt werden müssen, sind einfach nicht die Bohne glaubwürdig. Hier wurde ganz klar versucht in möglichst wenig Platz möglichst viel Laufweg unterzubringen. Das Königreich macht nicht den Eindruck seit wenigen Jahren belagert zu werden, sondern vor 10.000 Jahren untergegangen und seitdem von mind. drei Erdbeben der Stärke 10 heimgesucht worden zu sein.

Die Kämpfe mit den Trashmobs sind sicherlich als Auflockerung gedacht, aber aufgrund der mangelnden Komplexität eher nervig. Nicht das "World of WarCraft" außerhalb der Instanzen besonders oft bessere Kämpfe zu bieten hätte, aber dort kann ich wenigstens, während ich von A nach B reise, sinnlosen Kämpfen aus dem Weg gehen, hier sind praktisch alle Kämpfe unausweichlich.

Dies kombiniert mit dem seit weit über zehn Spielstunden immer gleichen Landschaftsetting und man kann sich nur zu gut vorstellen, dass ich langsam die Lust verlor.

Doch Erlösung nahte aus der Ecke unverhofft kommt oft. Weil sich das Handbuch geschickt über die tatsächliche Bedienung ausschweigt und auch die Wiki keinerlei Anhaltspunkte bot, wie denn nun eine Missionen, die die primären Quests sind und die Geschichte vorantreiben, überhaupt gestartet werden, dödelte ich also seit Stunden reichlich uninspiriert auf Nebenschauplätzen herum.

Wie? Betreten?

Die Lösung: Im Gruppeninterface taucht eine Schaltfläche "Betreten" auf, also an einer Stelle, wo zumind. ich nicht danach gesucht hätte und die ich auch nicht zufällig gestreift habe, denn meine Gruppe war ja mit drei NPCs komplett gefüllt. Auch der letzte Quest NPC sagt einfach: "Trefft den Captain", aber nicht wie und nicht wo.
WARUM STEHT DA NICHT, DASS ICH BETRETEN IM GRUPPENINTERFACE KLICKEN MUSS?!?! AAAAHHHH!!! *Entwickler schlagen wollen*

Zum Glück erbarmte sich ein Mitspieler und beantwortete meine diesbezügliche Frage im lokalen Chat und so konnte die erste von vier Mission im üblichen Landschaftssetting rund um die Hauptstadt Ascalon endlich starten.

Um nicht alles zu verraten und es etwas abzukürzen: Alle vier von mir bisher absolvierten Missionen sind mit interessanten und auch mal ungewöhnlichen Aufgaben gespickt, die gut gescriptet sind und vor allen Dingen bei den Kämpfen auch öfter mal etwas Gehirnschmalz benötigen, da es gilt das Terrain zu seinem Vorteil zu nutzen und sich nicht mit einer Überzahl an Feinden anzulegen. In den in der Spielgrafik ablaufenden Zwischensequenzen während der Missionen wird dabei sogar geredet, was allerdings aufgrund der soapoperamäßigen Sprecher im Deutschen eher einen satirischen Touch hat.

Im "Betretengebiet" der vierten Mission traf ich darüber hinaus den ersten netten und hilfsbereiten Mitspieler, den ich nicht schon vorher privat kannte. Franco spielt ebenfalls einen Necromancer, hatte bereits die Kampagnen von "Factions" und "Nightfall" absolviert und konnte mir daher einen ganzen Haufen an Fragen beantworten - und versichern das man Necromancer nicht sinnvoll mit Krieger als 2. Klasse spielen kann, da die Rüstung nicht ausreicht, um sich neben einen im Nahkampf bewanderten Gegner zu stellen. Tja, leider lässt sich diese Entscheidung nicht rückgängig machen und so bin ich nun ein reiner Necromancer ohne einen einzigen Kriegerskill und nicht in der Lage die von mir wiedererweckten Kreaturen selbst zu heilen.

Hurra! Endlich andere Landschaft!

Zurück zum Spiel selbst: Noch viel wichtiger als die Qualität der vier Missionen war die Tatsache, dass ich danach endlich aus dem ersten Gebiet "Ascalon" herausgekommen war. Das "Nördliche", wie es im Questlog heißt, bietet endlich eine neue, teils verschneite Landschaft, neue, auch außerhalb von Missionen besser gestaffelt stehende Gegner und vor allen Dingen sind die Wege durch die Täler viel glaubwürdiger als die endlosen Wüstenautobahnkreuze zuvor.

So langsam kam ich auch mit immer mehr Aspekten der Bedienung klar und lernte von Franco eine Möglichkeit kennen, wie man das von mir die Woche zuvor beschriebene nervige Gruppenauflösen umgeht. Man gibt im Chat einfach "/resign" ein und wenn alle Mitspieler das tun, begeht man Selbstmord und kommt in den letzten Questhub zurück. Warum diese Funktion nirgendwo beschrieben wird, darf wie so viele Sachen als großes Geheimnis der Entwickler gelten.

Kommt Jungs, das Spiel wird bald drei Jahre alt, sowas kann man doch mal bei Zeiten nachbessern. Ich bin weder blöd noch unerfahren, aber ich kann nicht hellsehen.

Was hatte ich noch alles für Hoffnungen letzte Woche, aber leider haben sich diese komplett zerschlagen. Nach den ersten beiden Quests im Gebiet das "Nördliche" war der Ofen einfach aus. Wieder konnte ich mich durch sämtliche Kämpfe schlafen, wieder war das Leveldesign zur Qualität eines Brettspiels zurückgekehrt und, was am Schlimmsten war, selbst die Missionen waren diesmal sowas von öde und anspruchslos, dass ich nur noch hoffte, sie mögen endlich zuende gehen.

Langes Fazit:

Mit Level 14 von 20 kam ich im neuen Gebiet "Kryta" an und ich denke, ich habe genug gesehen. Auch wenn "Guild Wars" es oft versteht wunderbare Landschaften darzustellen, so legt es eine Bauchlandung nach der anderen hin, wenn es darum geht menschliche o. ä. Ansiedlungen auf den Bildschirm zu zaubern. Bisher ist mir einfach nicht klar geworden, wo denn irgendwer leben soll. Klar sind selbst die Hauptstädte in "World of WarCraft" nicht wirklich groß und stark auf Händler, Trainer etc., sprich für das Spiel wichtige Personen, reduziert, aber sie atmen Atmosphäre ohne Ende.

In "Guild Wars" werden irgendwo ein paar Zelte und Häuser - mit Verlaub - hingeschissen und damit hat es sich dann. Man fragt sich automatisch immer wieder, auf welche Untertanenbasis sich irgendwelche Könige etc. denn überhaupt stützen wollen, wenn ausnahmslos alles nur noch am Boden liegt. Verstärkt wird die schlechte Wirkung der Städte noch von dem Verhältnis der Spielern zu den Einwohnern, das bei Stoßzeiten bei 50 zu 1 zu Gunsten der Spieler liegt.

Wenn man unbedingt wollte, wäre man über diesen Patzer noch hinweggekommen, aber dabei bleibt es leider nicht, denn in meinen Augen ist das gesamte Skill- und Itemsystem im Rollenspielmodus ein einziger Müll. Ob ich dieses oder jenes Item habe oder diesen oder jenen Skill anwende, ist vollkommen scheißegal. Die Unterschiede sind so marginal und die NPCs sowieso mit am rumwirbeln, dass mir doch vollkommen gleichgültig sein kann, ob ich 2 % mehr oder weniger Schaden machen, Lebensenergie habe etc.
Auch von der Optik machte meine Ausrüstung bis zu diesem Zeitpunkt wenig her, was aber sehr geholfen hätte, denn dann hätte man wenigstens, wenn schon die Stats nichts hergeben, dort seinen Kick bekommen können.

Überhaupt ist der Begriff "Rollenspielmodus" für das, was man in "Guild Wars" antrifft, völlig verfehlt. Der Chat besteht zu 99 % aus "Die neue Gilde Arschkrampen on Waschpulver United (AoWU) sucht noch Mitglieder", "vk br 3,5 P, aber nicht an N00bs" und "Rushe nach Timbuktu, 2,5 P, 1/6" gefolgt von "Suche Rusher nach Timbuktu, zahle 3 P". Der lokale Chat funktioniert ungefähr so, als wenn man Luchsohren hätte, und scrollt mit der Geschwindigkeit der Matrix durch. Wer unter diesen Umständen Mitspieler findet, ist ein wahrer Held.

Wenn mich mehr an dem Spiel gereizt hätte, ich würde mich selbst gegen die größeren Nicklichkeiten stemmen, wie ich das auch z. B. beim Inventar von "The Witcher" in der Originalversion getan habe, aber das Spielprinzip ist für mich zu anspruchslos. Um so ein Bisschen mit einem Freund abzuhängen (Sprachchat oder am besten im selben Raum) und ohne Anspruch Bauklötze zu sortieren, ist der Rollenspielmodus wunderbar, für alles weitere kann ich nur empfehlen, sich anderweitig umzusehen.
Ich habe mit einem Bruder zusammen auch die Kampagne "Nightfall" angespielt. Ergebnis: Level 9 von 20 nach den ersten drei Außeninstanzen (das 'n schlechter Scherz oder?), gähnend öde Rahmenhandlung und das übliche Halbschlafmosterbashing.



  POSITIV:
  - sehr potente Grafikengine
  - teils schöne Landschaften
  - teils gute Missionen
  - KI Mitspieler vorhanden



  NEGATIV:
  - grässliche Städte
  - keinerlei Rollenspiel
  - fehlende Erklärungen
  - hypernervöse Mitspieler
  - Turboleveln
  - gähnend öde Rahmenhandlung
  - Halbschlafmosterbashing