COMMAND &
CONQUER 3
Tiberium Wars

EA Los Angeles

(29.03.2007)

auch veröffentlicht auf
Xbox 360


Mit der "Command & Conquer"-Reihe verbinde ich mittlerweile eine Menge Erinnerungen. Nachdem Steve viele Stunden mit "Dune II" zugebracht hatte und wir uns in "WarCraft - Orcs & Humans" heiße Duelle im Netzwerk geliefert hatten, müsste "Command & Conquer - Der Tiberiumkonflikt" das allererste Computerspiel gewesen sein, dass wir gleich am Veröffentlichungstag (31.08.1995) gekauft haben bzw. wir waren so smart unsere Ma und ihren Geldbeutel dafür einzuspannen. So kamen wir übrigens zu der limitierten Sonderedition mit Mauspad (ich bitte von Geboten abzusehen, hehehe), da sie nichts falsches kaufen wollte...

Durchgespielt habe ich den ersten Teil trotzdem nie. Nach ein paar Missionen hatte ich sowohl von GDI als auch von NOD die Nase voll, da konnten die Videos für Ihre Zeit noch so gut sein, die Kampagne nahm mich einfach nicht gefangen. Ganz anders der Multiplayermodus! Bis "WarCraft II - Tides of Darkness" am 09.12.1995 erschien, war "C&C" der unumstrittene Multiplayerking. Als NOD Spieler aus Überzeugung setzte ich den Mammutpanzern von Steve und Enrico riesige Bollwerke entgegen, in deren Zentrum sich mehrere Obelisken des Lichts befanden - das ging solange gut, bis die beiden Ärsche regelmäßig meine Kraftwerke erwischten...

Der Weg ist das Ziel

1996 tobte jedenfalls der Krieg - nicht etwa auf den virtuellen Schlachtfeldern sondern zwischen den Spielern: C&Cer gegen WarCrafter. Ich fand "WarCraft" auch etwas besser, aber "C&C" hätte mit seinem Paralleluniversum "Red Alert" vom 31.10.1996 sicherlich Boden gut machen können - ja, wäre es in Deutschland nicht so brutal beschnitten worden, dass wir uns gesagt haben, die deutsche Version kann uns gestohlen bleiben. Tja, damals war das noch nicht so einfach mal eben in der Provinz die englische Version abzugreifen. So spielten wir das Spiel erst ein Jahr später, nachdem wir es für 5 DM auf dem Flohmarkt abgegriffen hatten - und dann auch ausschließlich wieder im Multiplayermodus.

Der 27.08.1999 markierte dann den Tiefpunkt: "Command & Conquer 2: Tiberium Sun" erschien und war der größte Hype und Beschiss der Computerspielgeschichte bis dahin. Das Spiel lief schlecht, das Balancing war für den Arsch und fast alle bis dahin veröffenlichten Screenshots waren nachträglich bearbeitet worden. Ja, sogar auf der Verpackung befanden sich solche geschönten Bilder. Enrico hat mir das Spiel mal geliehen, aber nach ein paar Missionen folgte schon die Deinstallation.

Albernste Zensurmaßnahmen

Über "Red Alert 2" habe ich im Jahr 2000 dann nur noch desinteressiert gelesen - und dann tauchte plötzlich Mitte 2003 "Command & Conquer - Generals" überall in den Hitlisten auf, von dem ich zuvor überhaupt nichts gehört hatte.
Hatte die Indizierung doch mal gut funktioniert...

Zwar langweilte mich bei "Command & Conquer - Generals" die Kampagne mit Zwischensequenzen in Spielgrafik wie gewohnt zu Tode, aber der Multiplayermodus war sehr kurzweilig. Enrico hatte jedoch so seine Probleme, das war ihm von der grafischen Umsetzung her schon alles zu realistisch.

Tja, und nun ist es wieder mal soweit, ein "Command & Conquer" befindet sich auf meiner Festplatte - und diesmal habe ich die Kampagne sogar durchgespielt. Beste Voraussetzungen also um gegen den Erzrivalen "WarCraft III" anzutreten, auch wenn dieser schon bald fünf Jahre auf dem Buckel hat.

Endlich (!!!) normale Steuerung

Dass ich diese Steuerung noch erleben darf!!! Endlich, endlich wurde der beknackte Sonderweg aufgegeben und die Steuerung zu 90% dem Echtzeitstandard angepasst. Entsprechend einfach bedient sich das Spiel vom ersten Moment an. Im Vergleich zu "War3" fallen nur zwei Patzer auf: Man ist immer verunsichert, wenn es darum geht festzulegen, wohin sich die Einheiten nach Ihrer Produktion hinbewegen sollen, das ist einfach zu hakelig in der Bedienung, und die Sonderfähigkeiten der einzelnen Einheiten sind in der Hitze des Gefechts zu umständlich auszulösen.

Nach wie vor komplett unmöglich ist es, die selbstmörderischen Tiberiumernter zu bändigen. Dabei wünscht man sich schon seit einem Jahrzehnt festlegen zu können, in welcher Reihenfolge die Ernter die Tiberiumfelder abernten sollen.

Der Sound ist satt und wird lediglich vom Nachbarn limitiert. Wie der Konkurrent ist man hier gut dabei. Egal ob Film (englische Version) oder Spiel, so muss das klingen. Ich habe allerdings jetzt schon aus mehreren Quellen gehört und auch in einem Video gesehen, dass der Ton asynchron in den Videos ist, wenn der Rechner nicht deutlich über den Mindestanforderungen liegt - da hat die QA mal wieder geschlafen.

Engine wiederholt im Einsatz

Aller guten Dinge sind drei. Nachdem die Engine in "Command & Conquer - Generals" und "Lord of the Rings: Battle for Middle Earth II" herangewachsen war, hat sie nun in "Command & Conquer 3 - Tiberium Wars" das Reifestadium erreicht. Für alle die sich noch mit Schrecken an die Schatten erinnern, sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass sich die Dinger auf der höchsten Detailstufe jetzt sehen lassen können. Die Engine bietet zahlreiche verständliche Einstellungsmöglichkeiten und ermöglicht auch die Shaderversion selbst zu wählen, so dass selbst GeForce Ti4200 Karten nicht kapitulieren müssen, wenn sie mit einer ausreichend schnellen CPU kombiniert werden. Die CPU ist nämlich für das Spiel wesentlich wichtiger und ist unterhalb eines zwei GHz Pentium 4 völlig überfordert.

Alles Friede, Freude, Eierkuchen? Nicht ganz! Die Videos sind durchgängig zu dunkel geraten. Bereits wenn man sie so hell sehen will, wie auf dem Screenshot hier, dann erblindet man beim Anblick des restlichen Spiels. Außerdem kann all die Technik mit teils bildschirmfüllenden Explosionen nicht darüber hinwegtäuschen, dass man die gesammte Spielzeit über auf hässliche isomerische Städte, Ex-Städte oder Wüsten guckt. Um die mittlerweile veraltete "War3"-Grafik in Schach zu halten, hats aber trotzdem gereicht.

Balancing eher schwach

Mir wird immer die Multiplayererfahrung fehlen (dazu jedoch später mehr), um beurteilen zu können, ob die drei Parteien ausgewogen sind. Bezogen auf die Kampagne ist das Balancing jedoch eher schwach. Wann immer man auf Seiten der GDI den Mammutpanzer bauen kann, baut man ihn so oft das Konto es ermöglicht und gewinnt die Mission. Der berühmte Flow will aber nicht nur deshalb nicht aufkommen. Während bei manchen Missionen das Briefing länger dauert als das eigentliche Spiel, gibt es immer wieder Missionen, bei denen man nach dem fünften Fehlversuch nur noch in den Monitor schlagen will. Das sind immer die Missionen, in denen es eigentlich nicht gilt zu agieren sondern zu reagieren, man also schön auswendig lernen darf, wie der Computergegner sich wann verhält, um genau die eine richtige Gegenmaßnahme zu ergreifen. BÄH!

Der Einstieg in "C&C3" fällt leicht. Neben dem ausführlichen Tutorial liefert die erste Mission der GDI Kampagne ebenfalls einige Erklärungen (schade nur, dass ich mit NOD angefangen habe), im Baumenü lässt sich jederzeit erkennen, warum ich was bauen sollte, und anhand der Markierungen auf der Karte findet man sich jederzeit gut zurecht. Darüber hinaus werden meist ein paar Worte zu einer Einheit verloren, wenn diese zum ersten Mal verfügbar ist und eine Art Lexikoneintrag wird verfügbar.

Echte Kniffe gibt das Programm jedoch nicht preis. So erfahre ich nirgends, welche Einheitenkombinationen sich anbieten oder z.B. wie ich eine Basisverteidigung aufbauen sollte. Über "da Keule, Du schlagen" geht es nicht hinaus. Auf Seiten der GDI funktioniert das noch ganz gut, aber da NOD mehr getarnte Einheiten als je zuvor im Gepäck hat, mit denen es gilt die "Hit & Run"-Taktik zu fahren, spielt man erstmal nur auf halber Flamme. Und über die Scrineinheiten erfährt man schon gar nichts. In der vierten und letzten Mission heißt es da: "Hier hast Du alle Möglichkeiten, gib Gas!"

Filmchen gucken und nicht viel denken

Trotzdem viel besser kann man die Story in einem Computerspiel im Echtzeitgenre nicht umsetzen, mögen die Filme auch so manchen B-Movie ausstechen und die Idee, die gleichen Vorkommnisse (noch dazu Landung und Vertreibung von Außerirdischen) aus drei Perspektiven zu betrachten, nicht neu sein. Es macht trotzdem einfach nochmal so viel Spaß, wenn die Einsätze in einem größeren Zusammenhang stehen. Nur versteht kein Neuling, was da eigentlich abgeht, und zweitens sind die Schauspieler Billy Dee Williams (GDI) und Tricia Helfer (NOD) in ihren Rollen einfach nur schmerzhaft schlecht. Drittens ist die Scrinkampagne nach vier Einsätzen so urplötzlich wieder vorbei, dass man das Addon schon kommen sieht.

Bei der Komplexität liegt für mich der Hase im Pfeffer. Mag "C&C3" mit drei unterschiedlichen Parteien und dem Elektrizitätskonzept zunächst auch ganz schön nach was aussehen, so läuft man "War3" spätestens im Multiplayermodus hoffnungslos hinterher. Wer einmal mit Helden (können im Level aufsteigen), Creep (feindliche Einheiten, die Resourcen bewachen) und Upkeep (Kosten steigen mit der Armeegröße) gespielt hat, der möchte eigentlich nicht mehr dauerhaft Tankrush anno 1995 spielen und 100 oder mehr Einheiten aus geringer Höhe dirigieren. Man darf gespannt sein, ob "StarCraft II" mehr aus den gleichen Zutaten machen kann als "C&C3".

Der Spaß geht dabei sogar soweit, dass wer denkt verliert. Eine Mission ohne Basisbau, die ich im dritten Anlauf nicht geschafft habe, übergab ich an einen 13jähriger Counterstriker, der meinte, er könne mir helfe, obwohl er praktisch keinerlei Erfahrungen mit Echtzeitstrategiespielen hat. Er warf einfach alles nach vorne, guckte zu und gewann. TOLL!!! Es ist eben kein Zufall, dass man mit der Taste Q alle Kampfeinheiten auf dem gesammten Spielfeld markieren kann...

Update (10/2007) - Patch 1.08

Ein halbes Jahr ist "C&C3" gerade mal alt und bisher schlappe achtmal gepatcht - wohlgemerkt um neben der Beseitigung von Bugs im Multiplayermodus, wie sie keinen Betatest überleben, wenn er den stattgefunden hätte, im Großen und Ganzen ausschließlich an der Balance zu drehen. Dass wäre nicht ganz so schlimm, wenn der Entwickler sich nicht immer wieder ein Armutszeugnis dabei ausstellen würde, indem er bei jedem zweiten Versuch die Balance komplett durcheinander würfelt.

Nachträglich musste die Möglichkeit entfernt werden, mit Kraftwerken neues Bauland zu gewinnen, um eine überschnelle Expansion zu vermeiden (klar, nicht ein Tester wird's so gemacht haben, hahaha), dann passiert es, dass das Mutterschiff der Scrin auf einmal so stark ist, dass es im Alleingang alles zerbrezelt (klar, auch das ist niemanden aufgefallen *rofl*).

Testen, nee, testen kenn ich nicht!

Auch manch andere Einheiten machen mittlerweile mehr als den doppelte Schaden (damit sie überhaupt mal gekauft werden, fällt ungefähr nach drei Partien auf sowas, aber natürlich nicht bei In-House Tests) und für Gebäudeverkaufe gibt's kaum noch Geld (die Gebäude haben wir schon 1995 verkauft anstatt sie einfach so zusammenschießen zu lassen).

Ganz aktuell hat EA jetzt den Bock am Start, dass zusätzliche Produktionsketten nicht dazu genutzt werden können, um Verteidigunsanlagen zu bauen. Was im Multiplayermodus erfolgreiches Einigeln verhindert soll, weil man die Balance zwischen mobilen und stationären Einheiten nicht hinbekommt, macht die Kampagne an den Stellen bockschwer, an denen die Basis allein mit den mobilen Einheiten nicht zu verteidigen ist. Weil EA sich jetzt aber eben nur noch auf den Multiplayermodus konzentriert, ist auch das wieder nicht aufgefallen. Wie arm... und wie wenig motivierend den Multiplayermodus zu spielen, wenn sich ohnehin andauernd alles umkrempelt.

Fazit:

Netterweise hat das Spiel gleich für mich mitgemessen. Knapp 19 Stunden habe ich an der Kampagne gesessen. Dazu noch kurz in den Multiplayermodus reingeschnuppert - und es gleich wieder bleiben lassen.

Wenn ich nicht gerade in einer übertrieben schweren Mission feststeckte oder Billy und Tricia ertragen musste, war das Spielen der Kampagne ein Genuss. Kurzzeitig kann auch der Multiplayermodus begeistern, man sollte aber die Karten vorher auswendig lernen, um sofort alle möglichen Tiberiumfelder anzuzapfen, denn ansonsten gerät man schon nach wenigen Minuten soweit bei der Anzahl der Einheiten ins Hintertreffen, dass das durchaus vorhandene Stein-Schere-Papier-Prinzip nicht mehr greifen kann.

Für "WarCraft III" hats noch nicht ganz gereicht, mit "StarCraft" befindet man sich aber bezüglich der Singleplayer Kampagne auf Augenhöhe. Das Spiel feiert allerdings nächstes Jahr seinen zehnten Geburtstag.



  POSITIV:
  - endlich Standardsteuerung
  - 1A Sound
  - leichter Einstieg


  NEGATIV:
  - dummer Tiberiumernter
  - Videos sehr dunkel
  - Schauspieler teils mies
  - ätzende Schlamperei
  - endloses Gepatche