GT LEGENDS

SimBin AB

(05.10.2005)


"GT Legends" gibt es zwar schon eine ganze Weile für 'n Zehner, aber ich habe trotzdem erst vor wenigen Wochen zugeschlagen - und das bereue ich sehr! Denn "GT Legends" ist das erste Autorennspiel, dass meinen bisherigen Liebling "Need for Speed: Porsche" aus dem Jahr 2000 in die Schranken verweisen kann.

Zwar bietet das Spiel nur die elf geradezu üblichen Strecken wie Hockenheim, Monza und Spa in 25 Variationen, aber die 28 Autos aus den Jahren 60er und 70er fahren sich jedoch dermaßen unterschiedlich und allesamt genial, dass dies nicht weiter ins Gewicht fällt.

Echter Karrieremodus

Wichtigster Bestandteil des Spiels ist dabei der Karrieremodus, der sich im Gegensatz zu der lieblosen Aneinanderreihung von Wettbewerben im Nachfolger "GTR 2" auch tatsächlich so nennen darf.

Die im Karieremodus verfügbaren Wagen werden in 23 Wettbewerben so geschickt mit den 25 Streckenvariationen gepaart, dass die Unterschiede der jeweiligen Fahrzeuge besonders zum Tragen kommen. Z. B. tritt man in einem Wettbewerb der FIA GTC65 Klasse in Spa mit dem Renault Alpine A110 gegen die Chevrolet Corvette an. Der A110 ist flach, leicht und erreicht somit sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten, hat aber gerade einmal 152 PS, die ihn sehr langsam auf maximal 203 km/h beschleunigen, während die Corvette im Vergleich so groß ist, dass sie wie ein Monstertruck über den A110 hinwegfahren könnte, fast das Doppelte wiegt, aber auch für die Zeit unglaubliche 435 PS für 246 km/h Spitze unter der Haube hat.

Entsprechend gilt es einmal irgendwie mit dem A110 an der Corvette vorbeizukommen und im kurvigen Mittelteil der Strecke genügend Zeit rauszufahren, um nicht während des langen Bergaufstück nach der berühmten Eau Rouge Kurve zerblasen zu werden.

Vertauschte Rollen

Wenig später ist man dann mit der Chevrolet Corvette unterwegs und lernt die andere Seite der Medaille kennen. Überhaupt wäre das Fahren mit der, ach was schreibe ich, das Bändigen der 65er Corvette allein die 10 € wert gewesen. Boxenausfahrt, erste Kurve, Kiesbett. Setup geändert, Boxenausfahrt, erste Kurve, Kiesbett. Setup ins Gegenteil geändert, Boxenausfahrt, erste Kurve, Kiesbett...

Irgendwann schnallt man dann, dass das Ding tatsächlich einer Hyäne nachempfunden sein muss: Biss ohne Ende, aber ein wackeliger Arsch wie nichts Gutes, weil der Schwerpunkt viel zu hoch liegt. Geschlagene 20 Minuten habe ich für die erste schnelle Runde innerhalb der Streckenmarkierung gebraucht, waaahahaha, aber wenn die ersten kontrollierten Powerslides gelingen, will man von dem Kutschbock gar nicht mehr runtersteigen.

Zur Not sogar mit Tastatur

Zwar bietet "GT Legends" noch nicht die geniale Maussteuerung von "GTR 2", dafür lässt sich aber selbst die Tastatursteuerung perfekt anpassen. Im direkten Vergleich sind die Menüs aussagekräftiger und aufgeräumter. Spielstände hätte ich gerne mit weniger Klicks geladen, ansonsten gibt es keine echten Mängel.

Der Sound erreicht nicht ganz das Niveau von "GTR 2", ist aber auch nicht von schlechten Eltern, und ich würde sagen in beiden Titeln werkelt die gleiche Grafikengine, ist hier aber noch nicht leistungsoptimiert. Die besonders bei Sonnenuntergang und Nachtrennen aufwendigere Beleuchtung verlangt der CPU alles ab und schickt die Framerate auf älteren PCs schon mal gern in den einstelligen Bereich. Auf der Habenseite muss man trotz geringer Spielweltdetails über eine Weitsicht staunen, von der andere Spiele oft nur träumen können.

Mit wenig sehr viel erreicht

Zwar gibt es auch hier nur Karriere pur mit etwas Autokauf, aber die Rennen sind perfekt hintereinander angeordnet. Die Balance sowohl für jedes einzelne Rennen als auch über die gesamte Karriere ist perfekt gelungen. Vor jedem Wettbewerb kann einer von fünf Schwierigkeitsgraden gewählt werden, so dass sowohl Frust als auch Unterforderung vermieden werden kann.

Ohne das richtige Setup lässt man mit den alten Schleudern gleich mehrere Sekunden auf der Strecke. Glücklicherweise stehen ohnehin weniger Optionen zur Verfügung als bei "GTR 2" und es gibt einen vereinfachten Modus, in dem man per Schieberegler festlegen kann, ob das Auto über- oder untersteuern, hart oder weich gefedert sein und eine kurze oder lange Übersetzung haben soll.

Fazit:

Für das Endlosspiel oder einfach nur zwischendurch halte ich "GTR 2" mit seinen modernen und auch deutlich schnelleren Autos weiterhin für die bessere Wahl. Im Lauf der Zeit zweimal in je 30 Stunden die Karriere durchzuspielen, ist aber auf jeden Fall drin.



  POSITIV:
  - astreine Karriere
  - jedes Auto ein Traum
  - zur Not auch mit Tastatur


  NEGATIV:
  - extrem CPU hungrig
  - nur elf Strecken