LEGO STAR WARS II
The Original Trilogy

Traveller's Tales

(11.09.2006)

auch veröffentlicht auf GameCube,
PS2, PSP, Xbox u. Xbox 360


Jede Art von Spiel hat seine Blütezeit. Die des Jump 'n' Runs und Shoot 'em Ups endete für mich immer mit dem Amiga bzw. SNES und der Dominanz der zweidimensionalen Darstellung, in der es besonders einfach war von Plattform zu Plattform zu hüpfen oder Gegner zu treffen.

Gleiches nahm ich von den Spielen an, die im Star Wars Universums angesiedelt sind. Seit "TIE Fighter" (1994) konnte ich mich für kein Spiel des Franchise mehr ohne größere Abstriche erwärmen, obwohl immer mal wieder das eine oder andere von der Kritik in höchsten Tönen gelobt wurde.

Und das ich nicht mehr mit Lego spiele, brauche ich wohl eigentlich nicht extra erwähnen...

Drei Tote finden sich also zusammen und - BÄNG - herauskommt eines der witzigsten Spiele, die ich jemals gesehen habe, jedenfalls wenn man zu zweit mit Gamepads bewaffnet vor dem Computer sitzt und die Filme noch so ein Bisschen im Hinterkopf hat. "Lego Star Wars II" zieht die Filme so richtig durch den Kakao und bietet die hervorragende Möglichkeit, dass absolut jederzeit ein zweiter Spieler einsteigen kann, ohne dass das Spiel neu gestartet werden muss.

Freigabe ab 3? Jetzt echt?

Als Menü im Spiel dient die Mos-Eisley Cantina, in der man sich nach dem Spielstart mit seinem Alter Ego (z. B. Prinzessin Leia) wiederfindet. Von dort kann man zum eigentlichen Spiel aufbrechen, indem man die entsprechende Tür zu einem Kapitel der Filme betritt, oder an der Bar und auch an anderen Stellen Extras freischalten oder, was mir am besten gefallen hat, erstmal die Einrichtung zertrümmern und die Gäste erschießen.

Auch im späteren Verlauf fragt man sich immer wieder, ob die Freigabe ab drei Jahren in England nicht doch etwas verfehlt ist. Zwar gibt es kein Blut im Spiel, aber es gilt absolut alles zu zerstören und es fliegen reichlich Arme, Köpfe und Beine. Beim Bodycount lässt das Spiel fast jeden mir bekannten Egoshooter hinter sich. WUNDERBAR!!!

Das Spiel folgt (so man will) Schritt für Schritt der Geschichte der Filme und beginnt stilvoll wie die Fregatte vor dem Sternenzerstörer flieht, der täuschend echt aussähe, wenn er nicht überall die bekannten Legonoppen aufweisen würde.

Lieber Mitspieler, lass mich leben!

So man zu zweit spielt, macht man ruck zuck die Bekanntschaft von Friendly Fire. Es sorgt einfach immer wieder für Erheiterung, wenn man sich aus Dusseligkeit gegenseitig umbringt.

Besondere Freude bereitet im diesem Zusammenhang der Auftritt von C-3PO, der erst einen Arm, dann ein Bein, dann wieder einen Arm und schließlich das Leben verliert. Jedes Mal, wenn er ohne Arme auf einem Bein hüpfend versuchte mit der Gruppe Schritt zu halten, musste wir ihm den Gnadenschuss geben, weil wir vor Lachen nicht weiterspielen konnten. Wie fragte mein Bruder so passend: "Ob Menschen mit einem Bein das Spiel auch witzig finden?"

Die Lösung liegt so nah!

Apropos Gruppe: Im Grunde geht es bei dem Spiel darum ohne zuviel einzustecken den jeweiligen Levelausgang zu erreichen. Hierfür sind die Charaktere entsprechend einzusetzen. Manche können besonders hoch und weit springen, andere besonders schnell schießen und die Jedis haben natürlich ihre Jedikräfte, mit denen sie tonnenschwere Gegenstände umherwuchten können. Oft gilt es einen der wenig agilen Roboter zu einer hochgelegenen Tür zu bringen, die nur dieser öffnen kann. Hierfür müssen dann z. B. diverse Schalterrätsel gelöst werden, um etwa nach und nach eine Rampe zu bauen.

Klingt simpel, ist es auch, solange man versucht wie ein Sechsjähriger zu denken und nicht die besondere Auszeichnung True Jedi anstrebt. Bruderherz und ich gerieten hin und wieder in Sackgassen, weil unsere Lösungsansätze viel zu kompliziert waren, dabei gilt es einfach nur, sich in Ruhe umzugucken und nicht zu übersehen, dass R2-D2 schweben kann (HINT! HINT!).

Wirkt Klasse, klingt Klasse!

Das Spiel sieht übrigens fantastisch aus und begeistert auch dadurch, dass man endlich in all die Fahrzeuge steigen darf, die einem bisher in Star Wars Spielen versagt blieben. Einige der Abschnitte legt man komplett in einem X-Wing o. ä. zurück. Erwartungsgemäß befinden sich neben dem Originalsoundtrack - die überbewertete Musik habe ich ehrlich gesagt einfach über - auch die Originaleffekte im Spiel. Die Originalsprecher aber nicht, nee, stattdessen und viel besser sprechen die Figuren in den Zwischensequenzen kein verständliches Wort, sondern geben ausschließlich Laute wie "hmm, rrghhnn, hnnng" von sich. Der absolute Oberschocker ist, wie Darth Vader anstatt: "Nein - ich bin Dein Vater", zu sagen, ein Polaroid von sich und der schwangeren Padmé Amidala zückt.

Ich freue mich jedenfalls schon tierisch auf "Lego Indiana Jones", der sich zwar selbst nicht so ernst nimmt wie das Original Star Wars Puppentheater, aber sicherlich trotzdem ordentlich sein Fett wegbekommt.

Fazit:

Eine kleine Warnung vorweg: Ohne Gamepad ist die Steuerung eine Strafe. Zwar bekam ich die vier notwendigen Tasten irgendwann in den Griff, aber es gilt immer mal wieder absolut beknackte Winkel zu rennen, die bereits dem Analogstick nicht einfach zu entlocken sind, der Tastatur aber mal gar nicht. Die Folge sind Abstürze mit teils tötlichen Folgen. Auch sind einige Kamerapositionen leider so gewählt, dass man nicht sieht, wo es weitergeht und gibt es die eine oder andere Stelle, die durch die Steuerung so schwer ist, dass nur echte Gamepadartisten die Bonusziele erreichen können.

Zwei Gamepadmuffel (im Schnitt über 30 Jahren alt) haben für das Durchspielen des Storymodus knapp 13 Stunden gebraucht. Kinder schaffen es sicherlich in etwas weniger Zeit. Danach lockt das freie Spiel, in dem dann noch mehr Extras, Belohnungen und Charaktere freigeschaltet werden. Design, Gestik, Mimik und Animation liegen in comicstripartiger Vollendung vor. Mehr will ich dazu gar nicht sagen - und die Systemanforderungen sind auch noch sehr moderat.

Bezüglich des Anspruchs darf man keine überzogenen Maßstäbe anlegen, aber immerhin hat die Kombination aus Erfassen des Raumes und durchschnittlich vier Charakteren mit der einen oder anderen Spezialfähigkeit uns ganz schön ins Grübeln gebracht.

Generell versteht man natürlich schon, was es zu tun gilt, aber ohne die Filme gesehen zu haben, wären wir auf viele Lösungen noch später gekommen. Völlig unverständlich durch Abkürzungen sind die Einblendungen, mit denen auf mögliche Spezialaktionen hingewiesen wird. Dadurch, dass die Eingabegeräte beider Spielder verquirlt genannt werden, und die Einblendungen verdammt kurz sind, kapiert das kein Mensch.

Anstatt der platten Originalhandlung gibt's zum Glück die ganz große Satire!!! Aufgrund der Filmgeschichte gilt es an einer Stelle leider drei Flugmissionen hintereinander zu meistern, aber ansonsten wird man bestens unterhalten. - Jetzt hätte ich nur noch gern alle sechs Episoden als in Deutschland indizierten Anime.



  POSITIV:
  - saumäßig komisch
  - astreine Parodie
  - wirkt wie ein Film
  - was für ein Gemetzel
  - recht gute Rätsel


  NEGATIV:
  - Steuerung mit Problemchen
  - Kamera nicht immer optimal
  - 3x Fliegen hintereinander